Studie zu dem Projekt Fischwanderhilfe zwischen Ober- und Unterhavel, 1998

Die Havel ist neben der Spree eines der beiden Hauptfließgewässer in Berlin. Etwa 30 km der rund 300 km langen Havel fließen durch diese Stadt, wobei sie hier seenartige Erweiterungen bildet. Getrennt wird die Ober- von der Unterhavel durch die Schleuse Spandau.

Nach der klassischen Einteilung der Fließgewässer gehörte die Havel im Berliner Raum zur Barbenregion. Durch die mit dem Ausbau zu Großschifffahrtsstraßen verbundene Stauhaltung entspricht ihre Gewässercharakteristik heutzutage der Bleiregion. Die Barbe als ursprüngliche Leitfischart ist hier ausgestorben. Die Veränderung der Fischfauna ging neben der Stauhaltung mit dem Eintrag von Nährstoffen einher. Heutzutage setzen sich gegen diese Einflüsse widerstandsfähigere Arten wie Barsch, Plötze, und Blei durch. Bei diesen kommt es zu Massenentwicklungen, wobei ökologisch anspruchsvollere Fischarten verdrängt werden.

Zur Aufrechterhaltung und Förderung des Artenreichtums wäre der Bau von Fischaufstiegsanlagen von großem Nutzen. Der Durchwanderbarkeit von Fließgewässern, die mit Biotop verbessernden Maßnahmen einhergehen muss, kommt hiermit eine besondere Bedeutung für den Fischartenschutz zu. Diese Probleme muss man allerdings nicht nur regional, sondern als Gesamtheit, das heißt bei Flusssystemen von ihren Quellen bis zu den Mündungen betrachten. Beispielsweise verhindern auf der Havel rund 20 im Land Brandenburg gelegene Wehranlagen den Aufstieg von Fischen aus dem Elbgebiet in Berliner Gewässer.

Die überhaupt erste zu dem Thema “Fischwanderhilfe zwischen Ober- und Unterhavel” erstellte Studie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie stellt die potentiell geeigneten sowie möglichen Orte für den Bau einer Fischaufstiegsanlage zwischen der Staustufe Unter- und Oberhavel in Berlin Spandau vor und soll Ideen aufzeigen, Anregungen vermitteln sowie einen Planungsprozess einleiten. Nach Eruierung der zahlreichen und jahrhundertealten Systeme künstlich hergestellter Abflussgerinne und Aufnahme der Eigentumsverhältnisse sowie Analyse der Nutzbarkeit der Graben- und Gerinnesysteme wird der Westliche Abzugsgraben mit den hier vorhandenen Wehranlagen als potentiell möglicher Standort für den zukünftigen Bau einer Fischwanderhilfe vorgeschlagen. Beschrieben werden auch die Wasserverhältnisse wie Pegelschwankungen der Wasserstände und die Durchflüsse des Oberflächenwassers im Untersuchungsgebiet. Außerdem wird das sich hier durch Aufstiegsbestreben konzentrierende Fischaufkommen, das mittels verschiedener fischereilicher Methodiken erfasst wurde, beschrieben.
 
 
Östliches Gerinne der alten Wehranlage im Westlichen Abzugsgraben
(-> größere Ansicht)
 
 
Das Zitadellenwehr im Westlichen Abzugsgraben (-> größere Ansicht)